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Aktion 11.09.2021 Schillerstr. 74:

Paul Diebel war Fabrikarbeiter und wohnte zuletzt in der Schillerstr.74 in Schorndorf.

Der 28 Jährige wurde am 14.März 1940 im KZ Buchenwald ermordet. Er wurde am 2.Dezember 1938 verhaftet und in das KZ Dachau verschleppt. Er wurde als politischer Häftling geführt. Die letzten Monate seines Lebens waren besonders furchtbar.

Knapp ein halbes Jahr vor seinem Tod wurde er vom KZ Dachau an das KZ Buchenwald überstellt. Im November bricht in dem seit Kriegsbeginn völlig überfüllten Lager die Ruhr aus, eine ansteckende Durchfallerkrankung. Die SS ermordet ab Januar 1940 mittels Injektionen entkräftete Häftlinge. Um der Seuche Herr zu werden, werden neue Ruhr-Impfstoffe an Häftlingen getestet. Direkt neben dem Appellplatz wird das Krematorium gebaut. „

Herzschwäche durch die Ruhr“, so steht es im Bericht des 1.Schutzhaftlagerführers an den Kommandanten des KZ über Paul Diebel. Ein elender Tod.



Aktion 11.09.2021 Aichenbachstr. 45:

Über Albert Krauter ist nur wenig bekannt. Krauter, von Beruf Gärtner und Schäfer, lebte in der Aichenbachstr.45 und wurde über das KZ-Aussenlager Welzheim in das KZ Dachau deportiert. Er wurde dann im KZ Flossenbürg am 18.September 1942 ermordet. Laut Bericht starb er an Herzschwäche.


Verantwortlicher für den Text: Klaus Reuster
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Aktion 03.05.2021:
Die Familie Guttenberger in Schorndorf

Am 22. November 1935 zogen Anton Guttenberger (*1892) und seine Frau Johanna (*1893) mit ihren Kindern Elisabeth (*1931), Johannes (*1929), Marie (*1928), Berta (*1926), Karoline (*1925), Gustav (*1923), Rudolf (*1921), Ludwig (*1920), Albert (*1917) und Johanna (*1914) in die Römmelgasse 8 nach Schorndorf.
Ludwig kam am 30. März 1920 in Wimmental bei Weinsberg zur Welt.
Er wuchs in einer äußerst musikalischen Großfamilie auf. Ludwig beherrschte das klangschöne Instrument Zimbal sowie Bratsche und Violine. 1939 war er für kurze Zeit in der Sparte Orchester- und Unterhaltungsmusiker Mitglied der Reichsmusikkammer.
Ludwigs Traum vom Leben als Musiker endet im Dezember 1939 als er zum Reichsarbeitsdienst eingezogen und in Leonberg für den Bau der Reichsautobahn benötigt wurde. Vom 19. 6. – 14.10. 1940 war Ludwig an der Flak in Ostrau Mitglied der Wehrmacht. In der Wehrmacht dienten auch seine Brüder Rudolf und Albert. Im Juni 1941 wurden Rudolf, Albert und Ludwig aus rassischen Gründen auf der Wehrmacht entlassen.
Ausgrenzungserfahrungen durch die Behörden musste die Familie aufgrund der nationalsozialistischen Rassenideologie häufig erfahren. Als im Januar 1936 die Bestimmungen der „Nürnberger Rassengesetze“ auch auf die Sinti und Roma angewandt wurden, versuchte im März 1936 die Stadtverwaltung den Guttenbergers das Wahlrecht zu entziehen. Die Gewährung einer Kinderbeihilfe scheiterte 1938 am Sippenfragebogen und auch für die Erteilung eines Wandergewerbescheins musste die Familie 1939 zahlreiche Hürden überwinden.
1938 sollte die Familie von der „Rassenhygienischen Forschungsstelle“ untersucht werden. Anfang April weigerten sich Anton und Johanna Guttenberger die Prozedur über sich ergehen lassen. Im Juli kam es dann doch zu Untersuchung. Ludwig und seine Familienmitglieder wurden vermessen und befragt. Diese „gutachterlichen Untersuchungen“ – Länge von Ludwigs Ohrläppchen: 17 cm – dienten der Erfassung der Sinti und Roma und waren die Grundlage für Zwangsmaßnahmen bis hin zur Verschleppung und Ermordung.

1939 ordnete Himmler in seinem „Festsetzungserlass“ die Festsetzung aller sesshaften und nichtsesshaften Sinti und Roma an. Die Guttenbergers müssen diesen Erlass erst nach der Entlassung der Söhne aus der Wehrmacht im August 1942 unterschreiben. Spätestens jetzt ist ihnen bewusst „Wir gehören nicht dazu“.
Im Dezember 1942 befiehlt Himmler mit seinem „Auschwitz-Erlass“ den Massenmord der Sinti und Roma.

Am 13. März 1943 werden Anton, Johanna, Rudolf, Berta, Marie, Elisabeth, Johannes und das Pflegekind verhaftet, übers Wochenende eingesperrt und am 15. März zum Nordbahnhof nach Stuttgart gebracht. Im KZ Auschwitz kommen sie am 18 März an. Anton und Elisabeth werden dort am 26. Juli ermordet, auch Johanna stirbt vermutlich im Juli, Karl im August, Berta und Maria im Dezember 1943 und Frühjahr 1944 elendiglich an Hungertyphus, wie auch Johannes am 14. September in Buchenwald.
Die 2008 und 2009 verlegten Stolpersteine in der Römmelgasse 8 erinnern an sie.
Rudolf muss in Natzweiler Giftgasversuche über sich ergehen lassen. Er überlebt, ebenso Karoline, die nach einer Denunziation einer Arbeitskollegin im Dezember 1943 nach Auschwitz eingeliefert wird.

Wie Albert war auch Ludwig im März 1943 auf der Flucht. Im Juni wird er in Tübingen verhaftet, sitzt im Gefängnis und kommt überraschend Anfang Oktober frei. Sein Traum von der Freiheit währt nicht lange. Am 27. Oktober wird er wieder verhaftet. Mitte Dezember ist auch er Häftling im KZ Auschwitz. Nach dem Aufstand im Zigeunerlager Auschwitz-Birkenau im Mai 1944 wird er Anfang August 1944 ins KZ Ravensbrück verlegt.
Der letzte schriftliche Nachweis über ihn aus der NS-Zeit findet sich auf einer Transportliste des Lagers Ravensbrück, auf der vermerkt ist: „9662, Zig., Guttenberger Ludwig, 30.3.20, Bergen-Belsen, 30.9.1944“ und ein Schrägstrich als Zeichen für erfolgt.

Fragen nach Ort, Zeitpunkt und der Schuld an dem Tod von Ludwig Guttenberger
Da die SS im Zuge der Räumung der Lager Bergen-Belsen und Neuengamme (bei Hamburg) die Dokumente der Verwaltung verbrennen ließ, muss der weitere Verfolgungsweg von Ludwig Guttenberger über die Aus- sagen von Zeitzeugen nachvollzogen werden.

Ohne nähere Angaben stellte 1948 Dekan Josenhans – ein Freund der Familie Guttenberger – in seiner Kriegs- chronik fest: „Der 24jährige Ludwig wurde im Frühjahr 1945 auf einem Schiff vor Hamburg versenkt.“ Seine Feststellung ist identisch mit den Aussagen von Ludwigs Geschwistern in der Nachkriegszeit. Gestützt werden die Behauptungen durch die 2020 bekannt gewordenen Aussagen von Julius Schätzle. Schätzle, Mitglied der KPD, überlebte die Tragödie auf dem ehemaligen Luxusdampfer „Cap Arcocona“ und kehrte im September 1945 nach Stuttgart zurück. Er berichtete seinem Urbacher Genossen Gottlob Bantel, dass auch Ludwig Guttenberger aus Schorndorf auf der „Cap Arcona“ war. Von Gottlob Bantel gelangte die Information an seine Frau Emma Bantel, die Ende der 30 Jahre ein langjähriges Verhältnis mit Ludwig Guttenberger hatte. Im Zuge der Recherchen über Ludwig Guttenberger berichtete 2020 ihre Tochter Hilde Bantel über die Aus- sage Julius Schätzle an ihren Vater.

Neben der unsicheren Faktenlage über Ort und Zeitpunkt von Ludwigs Tod, stand lange Zeit die Frage nach der Schuld an Ludwigs Tod im Raum. Wurde er nicht am 3. Mai 1945 durch einen Angriff Britischer Bomber bei dem 7.000 Häftlinge den Tod fanden, getötet?
Das Versagen der Briten bei ihrem Angriff fünf Tage vor Kriegsende ist nicht zu bestreiten. Die Schuld der Nationalsozialisten ist – angesichts Himmlers Befehl, „Kein Häftling darf lebendig in die Hände des Feindes fallen“ und den Tatsachen, dass die SS an der „Cap Arcona“ auf dem Schiff für katastrophale Zustände sorgte, Fluchtmöglichkeiten deinstallierte, Rettungsboote blockierte, Sprengladungen anbrachte, und schwimmen- de Häftlinge, die die sechs Kilometer entfernte Bucht erreichten, noch erschoss – erdrückend.
(Text: Auszug von Eberhard Abele, Schorndorf, anlässlich der Stolpersteinverlegung am 3.5.2021)


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Aktion 25.09.2008: Römmelgasse 8
Die Schorndorfer Familie Guttenberger wurde von den Nationalsozialisten aufgrund des Vorwurfes, sie würden von Sinis abstammen in das KZ Auschwitz deportiert und sind dort ermordet worden. Die Nürnberger Rassengesetzt von 1938 hatten Sinti und Roma zu Menschen „artfremden“ Blutes erklärt. Dies war der Beginn und die „Legitimation“ der Verfolgung und der Ermordung von Sinti und Roma sowie von Juden in Deutschland und Europa.

Anton Guttenberger, geb. 1892
Johanna Guttenberger, geb. Eckstein, geb. 1893
Berta Guttenberger, geb. 1926
Maria Guttenberger, geb. 1928
Deportiert in das KZ Auschwitz am 15.03.1943, gestorben am Hungertyphus im Juni 1943.

Johannes Guttenberger, geb. 1929
Deportiert in das KZ Buchenwald am 15.03.1943, ermordet 1944.





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Aktion 03.10.2009:
Römmelgasse 8

Weitere Mitglieder der Familie Guttenberger
Elisabeth Guttenberger, geb. 15.01.1931, verhaftet 15.03.1943, ermordet in Auschwitz 26.07.1943
Karl Eckstein, geb. 25.05.1934, Pflegekind der Fam. Guttenberger, verhaftet am 15.03.1943, ermordet am 11.08.1943 in Auschwitz-Birkenau

Neue Straße 23
Heinrich Talmon Groß
Heinrich Talmon Groß entstammt einer kinderreichen Arbeiterfamilie aus Neuhengstatt und kommt 1901 nach Schorndorf. 1909 erwirbt er das Wahlbürgerrecht. Von Beruf ist er Zigarrenmacher.
Vor und nach dem ersten Weltkrieg ist Heinrich Talmon Gr0ß in der SPD., dem Gesangverein „Frohsinn“, beim Konsumverein und bei den Schorndorfer Gewerkschaften aktiv. Mündlichen Überlieferungen zufolge ist er auch Mitglied der NaturFreunde. 1909 lädt er als Vorsitzender des Gesangvereins „Frohsinn“ zu dessen 25-jährigem Jubiläum ein. 1913 wird er Vorsitzender der Vereinigten Gewerkschaften in Schorndorf. Ab August 1925 bis zum 2.9.1929 ist er Mitglied im Schorndorfer Gemeinderat.
Ab dem 1.4.1921 bis zum 28.2.1933 arbeitet er hauptamtlich für den Deutschen Tabakarbeiterverein. Er hat sein Büro als Gewerkschaftssekretär zunächst in Stuttgart und ab 1929 in Heidenheim. Nach dem Reichstagsbrand vom 27.2.1933 wird er zusammen z.B. mit Kurt Schumacher und Fritz Ulrich ins KZ Heuberg gebracht und als einer der letzten am 19.12.1933 aus der „Schutzhaft“ entlassen. Seinen Lebensunterhalt verdient er danach als Reisender für Laichinger Wäsche und als selbständiger Zigarrenmacher. Da er in Schorndorf und Umgebung heimisch ist, versucht er auch hier, Aufträge für seine Wäschefirma zu bekommen. Am 5.9.1936 wird er in einer Miedelsbacher Gaststätte verhaftet. Er glaubt unter Bekannten zu sein und wagt es, ein vertrauliches Gespräch zu führen. Dabei äußert er sich über die Schutzhaft und bezeichnet Hermann Göhring als den wirklichen Brandstifter des Reichstags. Einer der vermeintlichen Freunde denunziert ihn.
Wegen politischer Verleumdung wird er zu 4 Monaten und 15 Tagen Gefängnis verurteilt, die er in Rottenburg verbüßt. Er wird am 9.4.1937von der Gestapo ins KZ Dachau verschleppt und erhält dort die Häftlingsnummer 12014/237. Am 27.9.1939 wird er ins KZ Mauthausen überstellt und am 18.2.1940 ins KZ Dachau zurücküberstellt, wo er am 20.2.1945 ermordet wird. Die Todesnachricht erfolgt nach Muster „B“ des Todesfall-Meldewesens. Demnach ist Heinrich Talmon Groß an einer Enterocolis im „Krankenhaus“ verstorben. Von den 12 Jahren Naziregime verbringt er neuneinhalb Jahre in politischer Haft.





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Aktion 09.12.2010:
Sonnenscheinweg 21

Elsa Heinrich
geboren am 27.9.1899, wurde als eine gute Schülerin eingestuft, sie Epileptikerin, es gab für sie keine andere Möglichkeit der Betreuung. Für sie muss der lange Aufenthalt in der Pflegeanstalt Stetten ein Martyrium gewesen sein. Sie hatte furchtbares Heimweh, dachte an Selbstmord, trat in den Hungerstreik und schnitt sich die Pulsadern auf. Als sich ihre Krankheit verschlechterte, wurde sie für die Nazis lebensunwert. Sie wurde am 5.11.1940 in Grafeneck ermordet und vergast.
Opfer der „Aktion T4“.

Grafenbergweg 2
Karl Hottmann
geboren am 20.1.1906 in Schorndorf. Sohn einer Wengerterfamilie. Der Sonntag war für ihn der schönste Tag, mit Hut und Stock bestückt durchstreife er lebensfroh die Gegend. In den Sommermonaten war er bei seiner Familie und half bei der Heuernte. Als Patient der Anstalt Stetten galt er bei den Nazis als lebensunwert. Er wurde am 29.11.1940 in Grafeneck als Opfer der „Aktion T4“ vergast und ermordet.

Neue Straße 14
Albert Kohler
geboren am 10.7.1925 in Schorndorf. Bis zu seinem 12. Lebensjahr lebte er noch bei seiner Familie, als man ihn in die Anstalt Stetten brachte. Von den Nazis als arbeitsunfähig und schwachsinnig eingestuft wurde er nach Grafeneck gebracht und am 10.9.1940 ermordet. Opfer der „Aktion T4“.




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Aktion 30.06.2016:
Römmelgasse 13

Marie Anna Fetzer
Opfer der „Aktion T4“.
Geboren am 15.6.1908 in Schorndorf. Tochter von Sofie Wilhelmine Fetzer, geborene Stadelmann und Karl David Fetzer, Gerber.
Marie wurde nach einer Untersuchung in der Universitätsnervenklinik Tübingen am 10.5.1933 in die Heilanstalt Winnenden eingewiesen.
Am 19.4.1940 wird ihr Sohn Siegfried geboren.
Am 30.5.1940 wird sie mit einem Transport nach Grafeneck bei Münsingen in die „Landespflegeanstalt“ gebracht, wo sie noch am selben Tag ermordet wird.
Die Landespflegeanstalt teilt den Eltern den Tod von Marie am 21.6.1940 mit, als Todesdatum wird das gefälschte Datum 20.6.1940 angegeben.




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